Da sitze ich bei Jack the Rippers in Hannover (diese sinnige Ortsangabe in der Hannöverschen Fußgängerzone hat mir Facebook gespendet) - und womit werde ich vollgedröhnt? Einer Riesenbühne, auf der irgendwelche Schlagersternchen lautstark fürs Organspenden werben. Hier ist nämlich der "Tag der Organspende". Wer will, darf anscheinend gleich spenden. Rund um die Bühne mit ihren Mörderverstärkern gibt es nämlich kleine Zelte, die fein säuberlich beschriftet sind: "Lebern" steht da, oder auch "Nieren".
Hmm, soll ich spenden? Gleich hier vielleicht, hinten im Zelt?
Eine Niere könnte ich ja vielleicht entbehren. Oder besser vielleicht doch zwei. Wenn schon, denn schon.
Nein, ich lass es lieber. Solange die Damen und Herren mit den blütenweißen Kitteln und den nicht ganz so weißen Westen, die erst schummeln beim Transplantieren, alkoholkranken, die mit der Wodka-Flasche zum Geschenk der nigelnagelneien, sagen wir kaum gebrauchten Leber ins Krankenhaus einrücken, das Organ einpflanzen (Hauptsache, die Kohle stimmt), und solange die sich immer noch nicht einigen können, wann ich denen denn nun tot genug bin .... - solange gehört mein Gekröse mir. Auch wenn uns der nette treuherzige Moderator auf der Bühne jammert (HERZig), hier an der Leine seien nur Spendenempfänger mit gerade mal 600 geschenkten Jahren in summa auf die Werbebühne gekommen - voriges Jahr in Stuttgart bei den geizigen Schwabem wären es mehr als 900 Jahre Lebenssumme mit gespendeten Organen gewesen.
Ganz ehrlich? Irgendwie kommt mir das Spendenspektakel in der Fußgänger-Zone vor wie eine Werbe- und Verkaufssendung im Fernsehen oder eine "Erweckungs"-Versammlung irgendeiner Sekte.
Mein Tipp: Wer das Vertrauen potentieller Organspender dermaßen gründlich verspielt hat wie die Verantwortlichen für die Skandale der letzten Jahre, die nicht einmal juristische Konsequenzen hatten - weil nämlich die ganzen Sauereien ganz legal waren, der sollte erst mal für Vehältnisse sorgen, die immer wieder im Brustton der Überzeugung versprochen wurden - aber nie gehalten.
Jos van Aken