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Eiskübel-Spenden-AktionErst kassieren die Geschäftemacher - dann (vielleicht) die ALS-Kranken

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Quelle: Screenshot "Kleine Zeitung", Graz
Hätte es die Massenhysterie rund um Eiskübel, Millionen Spendengelder und die tödliche Krankheit ALS nicht ohnehin gegeben (warum auch immer) - die Funktionäre der US-amerikanischen ALS Association (ALSA), die nach eigenen Angaben aus der Eiskübel-Aktion bisher rund 88 Millionen Dollar Spendengelder kassiert, hätte sie schleunigst erfinden müssen (oder hat sie etwa?) Der Verdacht liegt zumindest nahe - es wurde nämlich langsam knapp in den ALSA-Kassen: im vergangenen Jahr kamen gerade mal läppische 2,5 Millionen Spenden-Dollar rein. Und allein die ALSA Cheffunktionärin Jane H. Gilbert steckt sich davon Jahr für Jahr satte 339.475 Dollar,in die eigene Tasche - von sonstigen "Verwaltungskosten mal ganz zu schweigen.

Den Spaßmachern im Internet, die geradezu in einem Eiswasser-Rausch zu sein scheinen und gar nicht genug Kühlwasser auf die hitzigen Köpfe bekommen können anscheinend, wird das egal sein. Sie brauchen das ALS-Alibi wahrscheinlich gar nicht, sondern frönen fröhlich dem alten Neue-Deutsche-Welle-Motto"ich will Spaß" - Markus Mörl trällert seinen einzigen Hit übrigens heute noch gern auf Schützen- und sonstigen Volksfesten..

   Abzocke - ganz im legalen Rahmen   

Aber es gab und gibt auch Menschen die nach der brav absolvierten Icebucket-Challenge zwar aussehen wie eiskalt begossene Pudel, die aber immerhin doch ganz ernsthaft meinten, wer weiß was Gutes zur "Erforschung" der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) und zur Behandlung der Patienten zu tun. Die zeigen sich jetzt reihenweise entsetzt, fühlen sich offensichtlich betrogen oder zumindest hinters Licht geführt - verständlicherweise. Wer etwas gegen ALS tun und deshalb spenden will, hat kaum im Sinn, einen riesigen und teuren Verwaltungs-"Wasserkopf" zu finanzieren. (Anmerkung: Bitte den Begriff "Wasserkopf "für eine unnötig aufgeblähte Verwaltung nicht mit der Behinderung Hydrocephalus verwechseln). Vorweg gesagt: Was mit den Spenden-Millionen geschieht, ist ganz legal, verstößt gegen keine gesetzlichen Bestimmungen in Sachen Spenden. Und das ist der eigentliche Skandal.

Wer nicht nur gutgläubig und gutherzig drauflos spendet, sondern versucht, hinter die Kulissen des Spendengeschäfts zu schauen, sollte eigentlich über die Bussiness-Selbstbedienungsmentalität, die hinter dem "lustigen und gut gekühlten Eimer-Dusch-Späßchen" auftaucht, auch nicht wirklich verwundert sein. Die auf der gekonnten Mischung aus Tränendrüsen-Druck und perfekt gespielter Gutmenschen-Rolle basierende Charity- Abzocke hat längst nicht mehr nur im Land der unbegrenzten Gewinnmöglichkeiten Tradition und ist - ich sage es noch einmal - durchaus kein Skandal, sondern eben "business as usual".

Auch hier in Deutschland, mitten unter uns, mutieren ursprünglich meist echte und ehrliche Absichten, sozial und gesundheitlichen Menschen Hilfe durch Selbsthilfe anzubieten, längst zu Gelddruckmaschinen  (für ganz andere Zwecke). Und auch das geschieht durchaus im legalen Rahmen: Der hält Spendensammler in Vereinen nämlich an der ganz langen Leine. 

   Auch in Deutschland: Legales Bussiness as usual für den "guten Zweck"  

Beispiel Parkinson: Die größte Patientenorganisation Deutschlands rund um diese chronische Krankheit, die deutsche Parkinson Vereinigung (dPV), betreibt eine unumstritten gute und wichtige Arbeit an der gern zitierten "Basis vor Ort" - wenn auch eher ein wenig trutschig und auf überalterte Zielgruppen ausgerichtet. Wer sich diesen eingetragenen Verein aber einmal näher anschaut, stößt auf ein gut abgeschottetes "Imperium" einer sich selbst mit Vereinsgeldern üppig bezahlenden Geschäftsführung - und einen Konten-Dschungel.Transparenz? Fehlanzeige.

Dazu kommt die Tatsache, dass diese Patienten-Organisation sich in einen stetigen Interessenkonflikt begeben hat mit Abhängigkeiten ausgerechnet von Pharmafirmen, die als Wirtschaftsunternehmen bekanntlich nur ein echtes Interesse haben: Gewinnmaximierung. Die Milliarden-Erlöse des Geschäfts mit der Gesundheit sorgen immer wieder ebenso für Schlagzeilen wie der, vorsichtig gesagt, laxe Umgang mit Menschenrechten, der dieser Branche immer wieder nachgewiesen wird.

   Mit "Dienst"-Notebooks für kleine "Selbsthilfe"-Funktionäre fängt es an ...   

Aber auch kleinere Selbsthilfevereine kann man immer öfter nicht mehr bedenkenlos empfehlen als "würdige" Empfänger und Verwalter von gutmeinenden großen und kleinen Spenden. Ein Verein, der ein großes "Selbsthilfeforum" für Parkinsonkranke betreibt, sammelt zurzeit eifrig Spenden, um eine angeblich barrierefreie Internetpräsenz aufzubauen (verrät aber weder, wie diese "Barrierefreiheit" aussehen soll oder was so ein neuer Internet-Auftritt kosten soll) Funktionäre dieses "Selbsthilfe"-Vereins legen den Selbsthilfe-Begriff auch schon mal gern ein wenig eigenwillig (im wahren Wortsinn) aus und statten sich mit "dienstlichen" teuren Notebooks aus.

Aber zurück zur aktuelle Massenhysterie der Icecube-Bücket-Challenges: Ich bin fest davon überzeugt, dass geschätzt 99% von denen, die selbst jetzt noch daran glauben, sie hätten mit den albernen Eiswasser-Kübeleien über ihren Köpfen etwaswas für ALS-Patienten getan, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vier Wochen nach Abebben der Tamagotchi-Welle die Krankheit ALS allenfalls noch als unangenehme Erinnerung nach dem Motto "OMG, wie schrecklich" in Erinnerung haben werden (Hatte ich Tamagotchi gesagt? Peinlicher Tippfehler: Sollte natürlich Ice-Bucket heißen)

Die angeblich zusammen gekübelten 88 Millionen US-Dollar werden die Krankheit ohnehin kaum besiegen. Zum Vergleich: Alleine für die Pflege von Alzheimer-Patienten geben die USA jährlich 214 Milliarden US-Dollar aus. In die Grundlagenforschung zu Alzheimer investieren die National Institutes of Health (NIH) etwa eine halbe Milliarde US-Dollar, für Aids mehr als drei Milliarden.

Jos van Ake

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