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Der THS-Hype - eine unendliche GeschichteNiedliche Stirn-Hörnchen, Klampfen-Romantik und die Temischwärmt: "Wunderschön zu sehen, wie Menschen geheilt werden

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Zu einer der erfolgreichsten PR-Aktionen sowohl für ein "Wissenschafts"-Printmagazin als auch die in Dimensionen von Milliarden-Umsätzen rechnende Gesundheitsindustrie sowie Mediziner und Klinikbetreiber, die ohne jede Rücksicht auf die branchenüblichen "Risiken und Nebenwirkungen" auf Sensationen und Gewinne setzen, wurde ein Bericht im GEO-Magazin sowie die mediale Vermarktung des Autors, Jürgen Broschart, der wochenlang von einer Talkshow und Interviewrunde zur nächsten tingelte und "das geplante Wunder" ohne auch nur den Hauch journalistischer Distanz predigte: Dieses "Wunder" ist natürlich keines - es geht vielmehr um die höchst irdische und umstrittene Tiefe Hirnstimulation (THS), der sich auch der wundergläubige Parkinson-Patient Broschart unterzog.


chronischLEBEN hat sich anlässlich der THS-Werbung in den Medien bereits am 15. Juni kritisch mit dem "Phänomen Broschart" beschäftigt, der eine Zeitlang fast wie eine Art "Prophet" der an tiefe religiöse Gläubigkeit (auch gegen besseres Wissen) der THS-Gemeinde bejubelt wurde. Ich stellte in dem Bericht, in dem es auch um historische Hintergründe der Hirnchirurgie ging die Frage 
"Heile Parkinson-Welt nach der Hirn-OP in TV-Shows und GEO
Nur ein Hype - oder doch High Tech mit "Wunder"-Potential?" - nachzulesen unter folgendem Link:

http://chronischleben.blogspot.de/2015/06/chronischleben-blickt-uber-den-pr.html

Heute stellte ich - doch ein wenig verblüfft - fest, dass der von Broschart und seinem Arbeitgeber entfachte Hype immer noch anhält. Ein zu Herzen gehendes Video - ohne Einschalten kritisch mitdenkender Hirnanteile - mit süßlicher Gitarren-Sauce überschüttet. Die soll wohl suggerieren, der dankbare Patient mit den typischen "Teufelshörnchen" auf der Stirn, die ihn wegen der dort tief ins Hirn implantierten Sonden als THS-Patienten kenntlich machen, spiele nach erfolgreicher Operation virtuos auf dem Saiteninstrument; tatsächlich reicht es lediglich für das übliche Schrumm-Schrumm mit vier Akkorden - er führt das stolz vor.

Wer mich kennt, weiß wahrscheinlich, dass ich mich im Laufe meiner vor sechs Jahren diagnostizierten Parkinson-Erkrankung vom zunächst neugierigen, nicht aus Prinzip anlehnenden Beobachter der THS mittlerweile - trotz der nicht zu leugnenden positiven Seiten dieser operativen Therapie "unterm Strich" zum entschiedenen Gegner der THS weiter entwickelt habe. Entsprechend negativ fiel auch mein Kommentar zu dem GEO-Video und dem zum THS-Propagandisten mutierten Journalisten-Kollegen Jürgen Broschart aus.

Hier der Wortlaut:

   Wenn aus dem Journalistten der Lobby-Karren-Gaul wird ...   

Was der begeisterte GEO-Autor da erzählt - und vor allem wie er es erzählt - hat mit sachlicher Information über ein sensibles und vielschichtiges Thema nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Es ist reine Stimmungsmache mittels Erzeugen schöner (Wort-)Bilder, und untermalt von romantischem Gitarrengezupfe.

Nun gut, der Mensch (dem ich natürlich gönne und wünsche, dass er die von ihm geschilderten positiven Auswirkung "seiner" THS noch lange genießt), macht Werbung für seinen Arbeitgeber und will seinen Beitrag dazu leisten, dass die GEO-Auflage nicht in den Keller geht. Das ist legitim.

Dass aber ein seriöser Journalist, der bei seinen Recherchen kaum die negativen Seiten dieser umstrittenen Operation übersehen haben kann, sich derart vor den Karren der Gerätehersteller, der Ärzte, die sich an den THS-Operationen dumm und dämlich verdienen und der Kliniken, die auf Deubel komm raus eine THS-Abteilung nach der anderen aus dem Boden stampfen (für die sie jetzt zur Auslastung natürlich Menschen-Material en masse benötigen) spannen lässt, ist unerträglich.

   "Wahnsinn!!!"???     

Es ist kein (oder doch?) geplantes Wunder, dass eine "Temi Rrustem" in den Kommentaren schreibt, wie "wunderschön" es doch sei, "zu sehen, wie Menschen geheilt werden". Dass Morbus Parkinson unheilbar ist und wohl geraume Zeit auch bleiben wird, stört den GEO-Mitarbeiter Jens Schroeder nicht im geringsten: Er bittet die Jubel-Temi um ihren Klarnamen - solch ein Feedback MUSS einfach ins pseudowissenschaftliche Blättchen.

Und mir kommen wie der Kommentatorin Irene Malecha (allerdings nicht nur fast) die Tränen, wenn sie ihrer 86jährigen Mama es "so wünscht", dass ihr auch noch ein paar Elektroden ins Greisengehirn gebohrt werden.

Da kann ich mich nur einer Irena Emilia vorbehaltlos anschließend, die es auf den Punkt gebracht hat:

Wahnsinn!!

Jos van Aken


Hier der Link zu dem Facebook-Posting mit dem GEO-Video:

https://www.facebook.com/geomagazin/videos/10153251537414845/

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