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Wat der Miosga ihr Uhl...Another Parkinson-Hero is born in suicideKlettern jetzt die Parkinson-Aktivisten auf die Tische?

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Der Hype um den Freitod des US-amerikanischen Schauspielers Robin Williams dürfte neue Pirouetten drehen und Purzelbäume schlagen. Wie die Medien "genüsslich" mitteilen, wurde bekannt, dass Williams ("Club der toten Dichter" und "Good Morning, Vietnam") an Parkinson in einem frühen Stadium erkrankt war.


Der alkoholkranke und drogenabhängige Robin Williams, der seit längerem "trocken" und "clean" gewesen sein soll, war außerdem an Depressionen erkrankt - einer häufigen Begleiterkrankung des Morbus Parkinson.

Ob sein Suizid im Zusammenhang auch mit der Parkinson-Erkrankung stand, ist nicht bekannt. Zu befürchten ist allerdings, dass einschlägige Parkinson-Selbsthilfegruppen den toten Schauspieler als ihren ganz besonderen Helden für sich vereinnahmen werden. Die Witwe des 63jährigen ging mit einem merkwürdig anmutenden Statement an die Öffentlichkeit, dessen eher peinlich anmutender Tenor gern benutzt wird, um den Sockel von Denkmalen zu bauen: "Er war mutig und hat mit seinen Depressionen, Angstzuständen und Parkinson im Frühstadium gekämpft", zitiert "USA Today" aus einem Statement von Susan Schneider. Aber er sei noch nicht bereit gewesen, seine Krankheit mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in sden nächsten Tagen einsetzende merkwürdige Art von Verklärung tragischer Lebensläufe vornehmlich von Prominenten ist unter eher einfach strukturierten chronisch Kranken nicht ungewöhnlich - weniger arrivierte und im Mainstream schwimmende Parkinson-Tote wie der Polit-Clown Fitz Teufel werden dagegen eher beiläufig erwähnt und möglichst schnell vergessen.

Wer also Parkinson-Aktivisten und solche, die sich dafür halten in den nächsten Tagen dabei sieht, wie sie auf Tischen rumstehen (eine ausgesprochen gefährliche Turnübung für Parkinson-Patienten) sollte sich nicht weiter darüber wundern. Wat der Miosga ihr Uhl is den Parki sin Nachtigall.

Jos van Aken


NACHTRAG:

Ein Stündchen später - und schon stehen sie stramm auf den Tischen ...

Ich habe es nicht geahnt. Ich habe es gewusst, wie sich einschlägige Protagonisten der sogenannten Parkinson-Selbsthilfe-Szene auf die eher uninteressante Nachricht stürzen werden, dass der kürzlich nach einem Suizid mit 63 Jahren verstorbene Schauspieler Robin Williams angeblich oder tatsächlich an Morbus Parkinson im Frühstadium erkrankt war, bevor er sich mit einiger Wahrscheinlichkeit in einer extremen Depressionsphase das Leben nahm. 

Ich bekomme ehrlich gesagt leicht nervöse Zuckungen (um meine Lachkrämpfe mal dezent zu umschreiben), wenn ich dann in einem Forum prompt lesen darf: 

"Bei Schauspielern, Musikern und andern Künstlern, denen die Gelenkigkeit und Geschmeidigkeit alles bedeuten muss, ist die Diagnose das Aus." 

"Ach was", würde Loriot jetzt seufzen. 

Ok. Wir als Otto Normalparki und Lieschen Parkine waren selbstverständlich immer schon weder geschmeidig noch gelenkig. Und umbringen darf sich natürlich nur so ein Edel-Parki (zu dem der arme Robin Williams jetzt gnadenlos gemacht wird - er kann sich ja nicht mehr wehren). Weil: Für ihn ist die Diagnose ja "das Aus". 

Aus die Maus. Geht's noch, Herr Mitpatient? 

Ich selbst durfte durchaus die ganz persönliche Erfahrung machen, dass Aktive des hier zitierten Forums mir unterstellten, ich würde "im Selbstmitleid baden" und mir allen Ernstes rieten, ich solle mich auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen - nur weil ich es gewagt hatte, ohne irgendwie schäbiges Mitleid oder sonstige Emotionen anzupeilen oder gar einzufordern einfach nur offen damit umging, dass eines meiner eher belastenden Parkinson-Symptome eben auch eine depressive Erkrankung sei (die ich aber gottlob medikamentös in erträglichen Bahnen halten kann - und die deshalb auch keinerlei Grund zum Jammern war oder ist). 

Ich mag mir gar nicht vorstellen, welcher Shitstorm über mir ausgebrochen wäre, wenn ich es gewagt hätte, dass meine Parkinson-Erkrankung - Geschmeidigkeit hin, Gelenkigkeit her - durchaus ganz banal "das berufliche Aus " war - wie für fast alle chronisch kranken Menschen früher oder später. Hätte da jemand irrwitziger-und peinlicherweise solch hohl pathetische Worte gefunden, wäre ihm (zu Recht übrigens) der Hohn der gesamten Parkinson-Gemeinde sicher gewesen. 

Aber es kam ja noch dicker - nicht mal eine Stunde, nachdem ich mich getraut hatte, derlei Reaktionen in einer Art "Wettervorhersage" anzukündigen. 

Einer der geschliffensten Schreiber jener Parkinson-Community erteilte sich selbst und allen ihm geistig Anverwandten gleich mal die General-Absolution für die Vereinnahmung des offensichtlich höchst interessanten suizidalen mutmaßlichen Mitpatienten Robin Williams. Von diesem geachteten Mitglied des besagten Forums war folgende Passage zu lesen: 

[Es ist] "legitim und interessant , auszutauschen, was für assoziationen der suizid eines sehr berühmten menschen bei uns freisetzt, speziell wenn bekannt wird, dass er einer von uns war bzw im begriff war zu werden." 

Irgendwie beschleicht mich das erheiternde Gefühl, dass es offensichtlich ein besonderes "Verdienst" zu sein scheint, an dieser hoch interessanten Krankheit Morbus Parkinson erkrankt zu sein - oder wie soll ich das hehre Wort vom "einer von uns" verstehen. Fehlt noch dass da der Parkinson-Chor (den gibt es wirklich) wehmütig im Hintergrund singt "Ich hatt' einen Kameraden..." 

Robin Wiliams, diesem großartigen Schauspieler bleibt auch wirklich nichts erspart. Nicht genug damit, dass er schwer alkoholkrank und drogenabhängig war - jetzt wird er auch noch zu "einem von uns" gemacht, in den "Club der noch lebenden Parkinson-Patienten" zwangseingemeindet. Ich meine, das hat er nicht verdient. 

Aber wie gesagt: Er kann sich ja nicht mehr wehren.


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