Quantcast
Channel: chronischLEBEN - reloaded
Viewing all articles
Browse latest Browse all 93

Entscheidung über Mehrhoff-Petition vertagtBundesgesundheitsministerium weist Forderung nachpauschaler Bevorzugung von Parkinson-Patienten zurück

$
0
0
Vorerst gescheitert ist eine von der für ihre Nähe zur Pharma-Industrie bekannte deutsche Parkinson Gesellschaft (dPV) mit ihrer von dPV-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Mehrhoff initiierten Petition an den Bundestag mit der Forderung, alle Parkinson-Patienten von der sogenannten "aut idem"-Regel generell zu befreien - und ihnen ohne weitere Begründung nur noch die teuren Originalpräparate der Pharmafirmen zu verabreichen- ohne zusätzliche Zuzahlung.

In einer Anhörung wies das federführende Bundesgesundheitsministerium die Forderung der offensichtlich von der Pharma-Lobby diktierten Petition mit mehr als 57.000 Unterschriften zurück. Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz wies auf die Kompetenz des Gemeinsamen Bundesausschusses hin, auf den die Bundesregierung keinen Einfluss nehme.

Der GBA hat im Herbst vergangenen Jahres eine erste Tranche von Wirkstoffen festgelegt, die beispielsweise beim Vorliegen eines Rabattvertrags nicht vom Apotheker ausgetauscht werden dürfen.

Zurzeit diskutiert der Gemeinsame Ausschuss, dem unter anderem Krankenkassen und Leistungserbringer angehören, über weitere Austauschverbote - also Originalmedikamente, die aus medizinischen Gründen nicht gegen andere preiswertere Präparate ausgetauscht werden dürfen. Dazu gehören beispielsweise das Schilddrüsenhormon Levothyroxin-Natrium oder das Antiepileptikum Phenytoin. Parkinson-Präparate stehen nicht auf der Liste - weil sie die GBA-Kriterien für ein Austauschverbot nicht erfüllen. Für Pharma-Konzerne bedeutet das eine nicht gerade unerhebliche Gewinnbremse - verdienen sie doch an Original-Präparaten ein Vielfaches von dem, was zum Beispiel wesentlich preiswerte Generika mit gleichem Wirkstoff in den Kassen klingeln läßt.

Endgültig entschieden über die Forderungen der dPV-Petition wurde noch nicht. Der Petitionsausschuss des Bundestages vertagte eine Entscheidung auf eine spätere Sitzung.

JvA



chronischLEBEN-Hintergrund: Darum geht es wirklich:
"General-Absolution" für Preistreiberei
statt Verordnung nach individuellem Bedarf

Zum Hintergrund: Parkinson-Patienten bekommen immer öfter - wie Menschen mit anderen Erkrankungen auch - sogenannte "aut idem-Medikamente"; das sind Medikamente eines anderen Herstellers als die, die auf dem Rezept des verordneten Arztes vermerkt sind. "Aut idem" ist Ärzte-Latein; die geheimnisvoll lautende Anweisung bedeutet nichts anderes als "oder ein wirkstoffgleiches (Medikament)" und sagt dem Apotheker, dass er dem Patienten ein anderes Medikament eines anderen Herstellers geben muss - allerdings mit demselben Wirkstoff des vom Arzt ursprünglich verordneten Medikaments. Hintergrund: die Krankenkassen müssen und wollen im Interesse ihrer Versicherten die bisherige Explosion im Gesundheitswesen wenn schon nicht beenden, dann wenigstens bremsen.

   Ausnahmen von der "Aut idem"-Regel   

Eines der wichtigsten Kontroll-Instrumente gegen einen "Wildwuchs" der ungeliebten, aber seit Jahren überfälligen Kostenersparnis ist eine Ausnahmeliste mit Medikamenten, die nicht dem "Aut idem"-Gebot unterliegen, weil entweder preiswertere Austauschmedikamente generell nach Ansicht des Gemeinsamen Bundesausschusses (GMA) vereinfacht gesagt entweder nicht so wirksam sind wie das (teurere) Originalpräparat oder zum Beispiel vor der Umstellung dieses Medikaments auf ein wirkstoffgleiches Arzneimittel zunächst eine umfangreiche wissenschaftliche Prüfung dieser Austauschmedikamente, ein sogenanntes "Drug Monitoring" erforderlich ist.

Um diese Ausnahmeliste wird immer wieder hart verhandelt. Die Kostenträger, also die Krankenkassen wollen möglichst wenige Originalpräparate auf dieser kostentreibenden Liste sehen - andere Mitglieder im Gemeinsamen Bundesausschuss mit mehr Affinität zur Pharma-Industrie plädieren meist für eine Ausweitung der Ausnahmeliste

Bei der vom Geschäftsführer der deutschen Parkinson Vereinigung initiierten Petition geht es aber nicht um diese Ausnahmeliste. Mehrhoff (und die Pharmaindustrie, mit der er gerne zusammenarbeitet, wolle mehr: für alle Parkinson-Patienten soll die "Aut idem"-Regelung komplett wegfallen - sie bekämen dann - als einzige Patientengruppe - nur noch die meist sündhaft teuren Originalmedikamente, die ihnen der Arzt verschreibt - unabhängig davon, ob sie wirksamer sind als preiswertere Austausch-Präparate.

   Pharmazeutische "Extrawurst" bei Morbus Parkinson?   

Anders ausgedrückt: In der Praxis würde ein Erfolg der Mehrhoff-Petition bedeuten, dass chronisch Kranke mit der Diagnose Morbus Parkinson im Gegensatz zu allen anderen Kranken grundsätzlich die teuren Original-Medikamente zum Nulltarif (bis auf die üblichen 5 € Zuzahlung pro Medikament) erhalten würden. Ob preiswertere Präparate mit dem gleichen Wirkstoff, die die Gesundheitskosten nicht so stark belasten würden, zur Verfügung stehen, würde - wiederum ausschließlich für Parkinson-Patienten - keine Rolle mehr spielen.

Wirklich profitieren würden von einer solchen Regelung aber nicht etwa die Patienten, sondern ausschließlich die Pharmafirmen.

Bereits jetzt setzen verantwortungsbewusste Mediziner das bekannte X hinter den "Aut idem"- Hinweis, wenn es darauf ankommt, dass ein Patient dieses umd nicht mal dieses oder dann wieder ein anderes Medikament einnimmt. Mit dem X wird das "aut idem" anders als grafisch sichtbar, nicht etwa "angekreuzt", sondern außer Kraft gesetzt.

   Bisher nur medizinische Indikation für das Streichen von "Aut idem"  

Gründe für diesen seit jeher praktizierten individuellen "Aut idem"-Ausschluss sind meist folgende Kriterien: Entweder ist es für die Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie medizinisch bedingt unabdingbar, dass stets dieselbe Menge eines Wirkstoffs eingenommen wird Bei Austauschpräparaten kommt es, ganz legal, immer wieder zu Mengen-Differenzen in den Präparaten von zum Beispiel 85 statt 100 mg des verordneten Wirkstoffs - oder 120 mg statt 100 mg, die auf der Packung des Medikaments angegeben werden.

Ein anderer Grund für den Arzt, per Durchkreuzung des "aut idem" auf einem bestimmten Markenpräparat zu bestehen, sind unterschiedliche Hilfs- und Füllstoffe von Hersteller zu Hersteller bei gleichem Wirkstoff. Manche Patienten vertragen bestimmte Füll- und Hilfsstoffe bestimmter Hersteller gesundheitlich nicht - ein vernünftiger und im Praxisalltag üblicher Grund für das aut idem-X.

JvA


chronischLEBEN-Kommentar:
57.000 Petenten die kalte Schulter gezeigt
- oder doch nur Mehrhoff und den Pharmas?

Zumindest das Bundesgesundheitsministerium hat der Petition der deutschen Parkinson Vereinigung die sprichwörtlich kalte Schulter gezeigt. Begründet wurde das mit dem politisch korrekten Hinweis auf die Unabhängigkeit des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), der bislang keinen vernünftigen, medizinisch zwingenden Grund sieht, Parkinson-Elemente vom durch die "aut idem"- Regelung geforderten Austausch gegen gleich wirksame, aber wirtschaftlich günstigere (sprich preiswertere) pauschal auszunehmen. Individuell kann und wird das "oder wirkstoffgleich" seit jeher zugunsten eines bestimmten Medikaments ausgeschlossen - zum Wohle des Patienten.

Der umstrittene Geschäftsführer der deutschen Parkinson Vereinigung, Friedrich-Wilhelm Mehrhoff wollte aber weit mehr als das, was das oberste deutsche Lenkungsgremium in Sachen Gesundheitswesen, besagter GBA, ohnehin verweigert - und was der auf ungebremste Gewinne fixierten Pharmaindustrie (satirisch überspitzt gern auch als Pharma-Mafia bezeichnet) den Gewinnmaximierungs-Spaß bislang einigermaßen verdirbt: Ein paar mehr Medikamente mehr auf der Ausschluss-Liste sind dem smarten PR-Experten und gelernten Juristen Mehrhoff nicht genug.

   Rezepte à la Business Class ?   

Ganz im Sinne der Herrschaften in den Chefetagen der Pharmafirmen will Mehrhoff aus an Morbus Parkinson erkrankten Menschen eine Art "First-Class-Patienten" machen. Wer schon das Pech hat, , mit der Parkinson-Diagnose zurecht kommen zu müssen, soll wenigsten in der Business-Klasse lächelnd das Rezept vom Arzt empfangen und es frohgemut dem Apotheker seines Vertrauens über den Tresen reichen. 

57.000 Menschen dazu zu bewegen, eine entsprechende Petition zu unterzeichnen, war dabei wahrhaftig kein Kunststück: Wer will schon nicht sein gewohntes sauteures Original-Medikament nicht nur verordnet, sondern ohne Suche des Apothekers im Computer nach möglichen Austauschpräparats ausgehändigt bekommen? Da sitzt der Kugelschreiber für die Unterschrift auf die Petition des netten Herrn Mehrhoff schon mal locker - irgendwie verständlich.

   Petition zu PR-Kampagne missbraucht   

Würden Mehrhoff und die Pharmakonzerne auch nur annähernd mit ihrer PR-Kampagne Erfolg haben - und sei es nur indirekt, wenn zum Beispiel der GBA und die Politik sich auf einen faulen Kompromiss einließen, indem sie zum Beispiel teure Original-Präparate ohne sachlichen Zwang vom aut idem-Gebot ausnähmen, nur damit die Pressure Group und Pharma-Partnerin dPV Ruhe gobt, würde das Gleichheitsgebot des Grundgesetzes mit den Füßen getreten - und die mühselig erbauten, immer noch viel zu niedrigen Dämme gegen die nicht zu zähmende Gewinnsucht der Pharmas nach immer noch mehr Milliarden würden eingerissen.

Jos van Aken

Viewing all articles
Browse latest Browse all 93

Trending Articles


Mercedes OM651 Fehlercode P2A0064


TIA Bausteinvergleich offline/offline unterschiedliche Projekte, wie ?


Fehlercode P0671


Sicherung abgreifen mit Zündungsplus


Junges Verkaufstalent gesucht! (m/w), 100 %


Eigenartiger Fehler im Fehlerspeicher "P191A00"


KB5014365 installation failed (MSSQL 2016)


Castelgarden TCP 102 Mähwerk einstellen


F11 elektrische Heckklappe bleibt nicht oben


Bitte für den Tag