Wiederbelebt: Ich werde ab sofort eine Tradition, die ich vor Jahren im Blog chronischLEBEN gepflegt hatte, wieder aufnehmen: Eine wöchentliche Kolumne - meist zu eher nicht so ganz ernst gemeinten Themen. Diese Kolumnen gibt es in einer von mir gesprochenen Audio-Version hier im Blog (einfach den Button "Audio-Version" anklicken - und demnächst auch wieder als (natürlich kostenlos zu abonnierenden) Audio-Podcast.
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Im allgemeinen pflegt ja um diese Jahreszeit das gute alte Monster aus dem Loch Ness endlich wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben. Man könnte auch behaupten, es taucht aus dem sprichwörtlichen Sommerloch auf. Und wenn das Ungeheuer als ungeheurer Spielverderber einfach abtaucht, müssen eben andere Schreckgespenster den notleidenden Journalisten mangels der üblichen Sensatiönchen über die sprichwörtliche Saure-Gurken-Zeit helfen - vorzugsweise Wassergetier. Da wird wochenlang mach Krokodilen im Dorfteich gefahndet oder die Ochsenfrösche fallen mal wieder über das nichtsahnende good old Germany her - weil irgend ein Honk sie mal aus den Gefilden der unbegrenzten Möglichkeiten just for fun importiert hatte. Aber gut machen sich seit Jahren vor allem finstere medizinische Prophezeiungen. Die neuste könnte mit "Never on Sunday"überschrieben sein oder auch in bodenständigem Deutsch: Sonntags nie.
Und das hat nichts mit der hinreißenden, 1994 als böse Folge ihrer Kampfraucherei seit dem elften Lebensjahr viel zu früh verstorbenen griechischen Schauspielerin Melina Mercouri zu. Die trällerte in der Filmkomödie "Sonntags nie" (Original: "Never on sunday") als sonntags nicht verfügbare Hure Ilya das gleichnamige Liedchen. Noch weiter vom heutigen Thema, einem medizinischen Aufreger mit Sommerloch-Qualität wie bereits angedeutet, hat übrigens die deutsche Version des ursprünglich von der Mercouri gesungenen Hits zu tun, für den es einen Oscar gab und der den griechischen Star fast berühmter machte als späterer ihr langjähriger Job als griechische Kulturministeri, der gottlob Schäuble und Merkel erspart blieb. Mit dem Schiff, das kommen wird, das unter anderem Lale Andersen, die unverwüstliche Catharina Valente und Lys Assia aus dem Freudenmädchen-Ruhetag machten, hat "Sonntags" dann schon gar nichts mehr zu tun. Also gehen wir darauf nicht näher ein - obwohl diese Sirenengesänge meine goldene Jugend begleiteten und mich endgültig zum Schlager-Abstinenzler machten
Umso mehr passt der uralte Film-und Songtitel auf Studien von Forschern des "Imperial College London". Die hatten sich mal die, sagen wir suboptimalen Ergebnisse von Operationen in englischen, australischen, US-amerikanischen und niederländischen Krankenhäusern vorgenommen: Mit wenig erfreulichen Ergebnissen. Es gibt nämlich einen so genannten "weekend effect". Kurz gesagt: Wenn irgend möglich sollte man sich vorsichtshalber seinen Herzinfarkt bitteschön zwischen Montag und Donnerstag "nehmen" und auch von einer eher simplen Gallenstein-Entfernung oder einer nicht gar so eiligen Blinddarm-OP ist von Freitag bis Sonntag eher abzuraten.
Vorschnelles Ende von Freitag bis Sonntag
Wer den gestressten und eh chronisch unterbesetzten Chirurgen samt Pflegepersonal nämlich mit solchen Eingriffen das Wochenende zusätzlich versaut, geht ein erhöhtes Risiko ein, früher als vom göttlichen Plan oder der Natur eigentlich vorgesehen, das Zeitliche zu segnen.
Richtig Pech hat - will man den Ergebnissen der englischen Studie nicht nur in der nachrichtenarmen Zeit des "Sommerlochs" Glauben schenken, wer am (verlängerten) Wochenende notgedrungen mit einem nicht aufschiebbaren Herzinfarkt und dem üblichen Tatüütataa samt blau flackerndem Licht Lebensrettung im nächsten Krankenhaus erhofft.
Bei komplexen oder lebensbedrohlichen Krankheitsbildern wird es dann nicht nur im Herzsystem eng: Forscher der Robert Wood Johnson Medical School beobachteten eine erhöhte Sterblichkeit bei Herzinfarkten am Wochenende. Aber auch für "elektive" Operationen, also Eingriffe, die durchaus grundsätzlich auch für eine andere Zeit geplant werden könnten, konnte eine englische Studie eine erhöhte Mortalität nachweisen - wenn die Patienten sich an Freitagen operieren ließen.
... und was ist mit der Montags-Produktion?
Ob es nun daran lag, dass die Mediziner und Pfleger in Gedanken bereits im Wochenende waren oder daran, dass der bevorstehende wiederholte Wochenenddienst sie quälte und vom Wesentlichen, der Kunst des Skalpell- und Tupfer-Hantierens, ablenkte, ist nicht bekannt. Übrigens war der spezielle "Freitagseffekt"überproportional in den niederländischen Krankenhäusern nachweisbar.
Insgesamt werteten die Forscher fast drei Millionen Aufnahmen in den 28 Krankenhäusern aus, die in die Studie einflossen. Ob es den Weekendeffekt und die Mahnung "Never on Sunday - or Friday or Saturday" auch für deutsche Kliniken gilt, das verrät uns das britische Sommerloch-Sensatiönchen übrigens auch nicht. Aber wer sicher gehen will, kann seinen Herzinfarkt vorsichtshalber auf den Montag verschieben - der Versuch ist nicht strafbar, und das Krankenhauspersonal wird es ihnen - vielleicht - danken.
Aber da war doch noch diese üble Geschichte mit der berüchtigten, meist nicht reparierbaren "Montagsproduktion". Gibt es die nur bei Autos?
Jos van Aken


Und das hat nichts mit der hinreißenden, 1994 als böse Folge ihrer Kampfraucherei seit dem elften Lebensjahr viel zu früh verstorbenen griechischen Schauspielerin Melina Mercouri zu. Die trällerte in der Filmkomödie "Sonntags nie" (Original: "Never on sunday") als sonntags nicht verfügbare Hure Ilya das gleichnamige Liedchen. Noch weiter vom heutigen Thema, einem medizinischen Aufreger mit Sommerloch-Qualität wie bereits angedeutet, hat übrigens die deutsche Version des ursprünglich von der Mercouri gesungenen Hits zu tun, für den es einen Oscar gab und der den griechischen Star fast berühmter machte als späterer ihr langjähriger Job als griechische Kulturministeri, der gottlob Schäuble und Merkel erspart blieb. Mit dem Schiff, das kommen wird, das unter anderem Lale Andersen, die unverwüstliche Catharina Valente und Lys Assia aus dem Freudenmädchen-Ruhetag machten, hat "Sonntags" dann schon gar nichts mehr zu tun. Also gehen wir darauf nicht näher ein - obwohl diese Sirenengesänge meine goldene Jugend begleiteten und mich endgültig zum Schlager-Abstinenzler machten
Umso mehr passt der uralte Film-und Songtitel auf Studien von Forschern des "Imperial College London". Die hatten sich mal die, sagen wir suboptimalen Ergebnisse von Operationen in englischen, australischen, US-amerikanischen und niederländischen Krankenhäusern vorgenommen: Mit wenig erfreulichen Ergebnissen. Es gibt nämlich einen so genannten "weekend effect". Kurz gesagt: Wenn irgend möglich sollte man sich vorsichtshalber seinen Herzinfarkt bitteschön zwischen Montag und Donnerstag "nehmen" und auch von einer eher simplen Gallenstein-Entfernung oder einer nicht gar so eiligen Blinddarm-OP ist von Freitag bis Sonntag eher abzuraten.
Vorschnelles Ende von Freitag bis Sonntag
Wer den gestressten und eh chronisch unterbesetzten Chirurgen samt Pflegepersonal nämlich mit solchen Eingriffen das Wochenende zusätzlich versaut, geht ein erhöhtes Risiko ein, früher als vom göttlichen Plan oder der Natur eigentlich vorgesehen, das Zeitliche zu segnen.
Richtig Pech hat - will man den Ergebnissen der englischen Studie nicht nur in der nachrichtenarmen Zeit des "Sommerlochs" Glauben schenken, wer am (verlängerten) Wochenende notgedrungen mit einem nicht aufschiebbaren Herzinfarkt und dem üblichen Tatüütataa samt blau flackerndem Licht Lebensrettung im nächsten Krankenhaus erhofft.
Bei komplexen oder lebensbedrohlichen Krankheitsbildern wird es dann nicht nur im Herzsystem eng: Forscher der Robert Wood Johnson Medical School beobachteten eine erhöhte Sterblichkeit bei Herzinfarkten am Wochenende. Aber auch für "elektive" Operationen, also Eingriffe, die durchaus grundsätzlich auch für eine andere Zeit geplant werden könnten, konnte eine englische Studie eine erhöhte Mortalität nachweisen - wenn die Patienten sich an Freitagen operieren ließen.
... und was ist mit der Montags-Produktion?
Ob es nun daran lag, dass die Mediziner und Pfleger in Gedanken bereits im Wochenende waren oder daran, dass der bevorstehende wiederholte Wochenenddienst sie quälte und vom Wesentlichen, der Kunst des Skalpell- und Tupfer-Hantierens, ablenkte, ist nicht bekannt. Übrigens war der spezielle "Freitagseffekt"überproportional in den niederländischen Krankenhäusern nachweisbar.
Insgesamt werteten die Forscher fast drei Millionen Aufnahmen in den 28 Krankenhäusern aus, die in die Studie einflossen. Ob es den Weekendeffekt und die Mahnung "Never on Sunday - or Friday or Saturday" auch für deutsche Kliniken gilt, das verrät uns das britische Sommerloch-Sensatiönchen übrigens auch nicht. Aber wer sicher gehen will, kann seinen Herzinfarkt vorsichtshalber auf den Montag verschieben - der Versuch ist nicht strafbar, und das Krankenhauspersonal wird es ihnen - vielleicht - danken.
Aber da war doch noch diese üble Geschichte mit der berüchtigten, meist nicht reparierbaren "Montagsproduktion". Gibt es die nur bei Autos?
Jos van Aken